Die Schule mit Herz nimmt alle mit

In Ahornberg leben es Lehrer und Schüler vor, Fremde zu integrieren. Bei der Entlassfeier geht um mehr als nur Noten und Leistungen.

Von Helmut Engel

Ahornberg – Alles drehte sich um das wichtigste Organ des Menschen – bei der Entlassfeier mit Herz an der „Schule mit Herz“, den Beruflichen Schulen Ahornberg. Sozialbetreuer, Kinderpfleger und Helfer für Ernährung und Versorgung hatten das gesamte Programm auf des Thema Herz abgestimmt, wie auch die Grußwortredner. Um eine Gedenkminute für die Opfer der Anschläge in Bayern bat zu Beginn Schulleiterin Monika Nestvogel. Das Motto der Feier, „Schule mit Herz“, habe bei ihr sofort Erinnerungen an die Aktion „Ein Herz für Kinder“ wachgerüttelt. Den Abschlussschülern bestätigte sie mit der Wahl des Mottos viel Einfühlungsvermögen. „Unsere Schüler haben ein Herz für Kinder, für alte und kranke Menschen.“ Dazu gehöre auch, dass die Schule seit zwei Jahren eine „Schule ohne Rassismus“ sei.

Jeder sollte sich fragen, ob er selbst nicht schon mal intolerant gewesen sei. Jeder könnte in einen „Shitstorm“ geraten. Cybermobbing, also Diffamierung von Menschen in elektronischen Medien, sei an Schulen ein ernstzunehmendes Problem geworden. In Ahornberg sei dies seit zwei Jahren rückläufig. Dies hänge wahrscheinlich mit der „Schule ohne Rassismus“ zusammen.

Schule mit Herz – das stehe auch für eine bunte Schule. Seit einem Jahr sei die in Ahornberg besonders bunt. „Eine Klasse mit Schülern aus verschiedenen Teilen der Erde bereichert unser Schulleben“. Die jungen Menschen, die zum Teil schreckliche Erlebnisse verarbeiten müssten, hätten hier Schutz gesucht, weil sie einfach nur leben wollten. Die Lehrer seien anfangs unsicher „und vielleicht ein bisschen ängstlich“ gewesen, ob dies überhaupt zu schaffen sei. Hier hätte sich die Schule mit Herz gezeigt.

Tatkräftig hätten Lehrer und Schüler gemeinsam die Integration der Flüchtlinge in die Hand genommen. „Gemeinsam haben sie gesungen, getrommelt und auch die Mappen geführt.“ Oft habe sie sich in diesem Schuljahr, auf der Treppe stehend, während der Pause hinunter zum Kicker geschaut, und sich darüber gefreut, wie Mädchen und Jungen unterschiedlicher Herkunft miteinander gespielt hätten. „Das ist für mich gelungene Integration.“ Dafür bedankte sie sich bei allen, die dazu geholfen haben, besonders bei Walburga Arnold.

Nach der Silvesternacht von Köln habe man sich gefragt, ob auch an der Schule erhöhtes Misstrauen zu spüren sei. Es sei aber allen klar gewesen, man könne die neuen Schulkameraden nicht für die Verbrechen anderer verantwortlich machen. Nach den Ereignissen der vergangenen Woche sei erneut Unbehagen, vielleicht sogar Angst, aufgekommen. „Werden wir in Zukunft Volksfeste, Musikfestivals oder Sportveranstaltungen meiden – oder sagen wir: Jetzt erst recht?“, fragte Nestvogel und forderte sogleich: „Lassen wir uns die Lebensfreude nicht nehmen!“ Nicht alle, die am Computer spielen, würden zu Amokläufern und nicht alle Flüchtlinge zu Attentätern.

Die Klassenbesten erhielten Herzen mit besonderem Inhalt: Im Bild von links Landrat Dr. Oliver Bär, Alica Thümmig (Notendurchschnitt 2,21), Emma Bart (2,21), Sophia Kolb (2,06), Schulleiterin Monika Nestvogel, Theresa Sell (1,86), Bürgermeister Matthias Döhla, Tanja Herholz (1,22), Nina Engelhardt (1,21) und Birgit Grampp (1,06).

Die Klassenbesten erhielten Herzen mit besonderem Inhalt: Im Bild von links Landrat Dr. Oliver Bär, Alica Thümmig (Notendurchschnitt 2,21), Emma Bart (2,21), Sophia Kolb (2,06), Schulleiterin Monika Nestvogel, Theresa Sell (1,86), Bürgermeister Matthias Döhla, Tanja Herholz (1,22), Nina Engelhardt (1,21) und Birgit Grampp (1,06).

Landrat Dr. Oliver Bär hätte gerne vielen Menschen ein Herz überreichen wollen, besonders den Schülern. Sie alle hätten Berufe erlernt, wo sie anderen Menschen helfen können. „Und jetzt werden sie draußen gebraucht, in der Kinderpflege, der Altenpflege und Sozialpflege.“ Im letzten Jahr seien mehr Menschen in den Landkreis Hof zugezogen als weggezogen. Dass dies der Fall sei und auch so bleibt, dazu würden auch diese Berufe beitragen. Bürgermeister Matthias Döhla hat sich Gedanken gemacht, wie oft das Wort Herz in unserem Wortschatz vorkommt und verdeutlichte: „sowohl bei freudigen als auch bei traurigen Anlässen immer wieder.“

Ein großartiges Rahmenprogramm hatte der Chor der Kinderpflegeklasse 10 unter der Leitung von Kristina Dobiosz zusammengestellt. Herausragend die Sologesangseinlagen von Tina Dos Santos Martin. „Das ist Gänsehautmusik“, lobt die Schulleiterin.







Helmut Engel: Die Schule mit Herz nimmt alle mit
In: Frankenpost, Stadt und Landkreis Hof , 28.07.2016, S. 12