Von Helmut Engel
Ahornberg – Die Beruflichen Schulen Ahornberg sind eine „Schule gegen Rassismus – Schule mit Courage“, und nun macht hier die Wanderausstellung „Demokratie stärken – Rechtsradikalismus bekämpfen“ Station.
Die Schulleiterinnen Thea Wachter (Fachakademie für Sozialpädagogik), Monika Nestvogel (Berufsfachschule) und Jutta Dauerer (Fachakademie für Ernährung und Hauswirtschaft) haben sie unter großem Interesse der Gäste eröffnet.
Seit 20 Jahren ist die Ausstellung der Friedrich-Ebert-Stiftung, die bereits viermal – zuletzt 2013 – an aktuelle Gegebenheiten angepasst wurde, in ganz Bayern unterwegs. Nun macht sie für zwei Wochen Station in Ahornberg, danach geht die Reise weiter an die Realschulen Hof und Helmbrechts und zum Abschluss in der Region Hof an die FOS Hof. „Wir erreichen mindestens 1500 junge Menschen, und diese sollen ja hauptsächlich mit der Ausstellung angesprochen werden“, sagte Kreisjugendpflegerin Petra Schulz.
Nach Ansicht von Anke Zimmermann von der Projektstelle gegen Rechtsextremismus in Bad Alexandersbad ist es ein Ziel der Ausstellung, den Menschen Ideen zu geben, sie aufzuklären und dazu anzuregen, sich mit dem Themenkomplex Rechtsextremismus zu befassen. Die Schau informiere über Strukturen, Strategien und Wertvorstellungen.
Menschenverachtendes Gedankengut begegne uns heute im Alltag immer wieder. Dabei verändere sich die Szene immer wieder, „oft sieht man auf den ersten Blick gar nicht mehr, mit wem man es zu tun hat“. Neben den Symbolen und Zahlencodes in der Ausstellung gebe es noch viele andere Erscheinungsformen des Rechtsradikalismus. Es gebe zahlreiche weitere Gruppierungen, die mit ihrem Gedankengut „gar nicht so weit entfernt sind“. Zielgruppe seien junge Leute. Anke Zimmermann warnte: Man müsse aufpassen, „dass man nicht Leuten folgt, die Deutschland schon einmal ins Unglück gestürzt haben“.
Auch gelte es, der oft im Alltag herrschenden Menschenfeindlichkeit entgegenzuwirken. Auch in Bayern gebe es das komplexe Problem der Islam- oder Judenfeindlichkeit. Besonders die sozialen Netzwerke, „durch die sich unsere deutsche Sprache total geändert hat“, trügen dazu bei. Mit krasser Wortwahl würden Menschen, die „anders“ aussehen, genauso runtergemacht wie Behinderte oder sozial Schwache.
Viele der Rechten seien nur in ihren Kreisen unterwegs, erklärte Anke Zimmermann. Im Internet suchten sie nach Themen, bekämen dort immer wieder neue Vorschläge. „Das ist so, als wenn ihr im Internet nach einem Produkt sucht, da kommen auch immer wieder Angebote. Wer da einmal drinhängt, für den ist es schwierig, sich mit anderen Gedanken oder Themen auseinanderzusetzen: Entweder man ist dafür oder dagegen.“ So glaubten die Rechtsextremen, das „exklusive Weltbild“ zu haben.
„Auch in unserem Landkreis sind viele so unterwegs.“ Seit dem Vorjahr würden Flüchtlinge und Einheimische gegeneinander ausgespielt. „Da wird mit den Ängsten der Menschen gespielt, dass ihnen etwas abgenommen wird. Auch wenn dies nur ein Gerede ist, es wird unter die Leute gebracht, um sie gegeneinander aufzuhetzen. Deshalb sollte man sich genau informieren und viele Meinungen hören.“
Gerade in der Adventszeit, meinte Anke Zimmermann, sollte man auf die Leute zugehen, miteinander reden und „in der Realität die Probleme lösen – nicht übers Internet“. Auch die regionalen Beratungsstellen, die Projektstelle gegen Rechtsradikalismus und die Jugendpflege im Landratsamt stünden jederzeit für ein Gespräch bereit – auch anonym.
Monika Nestvogel bekräftigte: Immer wieder müsse man feststellen, dass Ausgrenzung schon im Klassenzimmer beginne. Immer wieder gäbe es Situationen, in denen Schüler, die anders oder schwächer sind, gemobbt würden. „Und das auch nur, weil man sich im Netzwerk nicht in die Augen sehen muss.“
Die Ausstellung zeigt, wie sich das rechte Netzwerk organisiert, welche Aktionen es durchführt, welche Medien es nutzt, und welche Themen und Ziele es hat. Auf einzelnen Schautafeln werden die Internetszene, die intellektuelle Szene, die Frauen- und die Jugendszene vorgestellt. Auch die NPD, die Jugendpropaganda, die Symbole und die regionalen Aktivitäten der Rechtsextremisten werden aufgezeigt.
Die Schau zeigt aber auch, was man dagegen tun kann. Als Gemeinschaft müssten Demokraten Stärke zeigen. Rechtsradikalen müssten Grenzen gesetzt, aber keine Türen zugeschlagen werden. Die inneren Abwehrkräfte müssten geschärft und rechtsradikalem Gedankengut politisch und gesellschaftlich der Boden entzogen werden.
Helmut Engel: Von Ahornberg in die weite Welt
In: Frankenpost, Stadt und Landkreis Hof , 02.12.2016, S. 14