Soziale Berufe vor besonderen Herausforderungen

Die beruflichen Schulen in Ahornberg verabschieden ihre Absolventen ins Berufsleben. Vier Schülerinnen erhalten einen Staatspreis.

Ahornberg – In der Sankt-Martin- Kirche in Ahornberg haben sich die Absolventen der Berufsfach- schulen für Ernährung und Versorgung, Kinderpflege und Sozialpflege zu ihrer Abschlussfeier ge-troffen. Gleich vier Schülerinnen wurde dabei für einen Notendurchschnitt unter 1,5 mit einem Staatspreis ausgezeichnet.

Was wird den Absolventen bleiben aus der Zeit in Ahornberg? Schulleiterin Monika Nestvogel zitierte dabei aus dem Bayerischen Gesetz für Erziehung und Unterricht. Aufgabe der Schulen sei unter anderem, Kenntnisse und Fertigkeiten zu vermitteln sowie den Schülern zu selbstständigem und eigenverantwortlichem Handeln zu verhelfen. „Zusammengefasst ist es die Aufgabe der Schulen, junge Menschen zu verantwortungsvollen Individuen zu erziehen“, sagte sie. Die Schulen versuchen, den Schülern vor Augen zu führen, dass das Leben komplexer sei, als man es auf dem ersten Blick erfassen kann. Auch die Berufswelt sei vielfältiger, als es die Schüler bisher erlebt hätten. „Um die künftigen Aufgaben zu bewältigen, benötigen Sie Fachwissen, persönliche Reife, eine breite Basis an Fertigkeiten und Wissen. Nur so können verantwortungsbewusste Entscheidungen getroffen werden“, gab Nestvogel den Absolventen mit auf den Weg. In den zwei Jahren Ahornberg seien alle erwachsener geworden. Alle hätten Berufe gewählt, die mit Kindern oder Senioren zu tun hätten. Verantwortungsbewusstsein für sich und andere sei dabei eine wesentliche Voraussetzung.

Für Landrat Dr. Oliver Bär ist die Ausbildung in der Kinderpflege, der Sozialpflege oder in Ernährung und Versorgung eine Leistung, „egal mit welcher Note Sie abgeschlossen haben“. Ohne soziale Berufe wäre heute der Alltag nicht mehr denkbar. Wichtig sei es, dass sich junge Leute für dieses Arbeiten begeistern, sagte der Landrat. Er habe Achtung vor allen Menschen, die sich die Arbeit mit alten und pflegebedürftigen Menschen zutrauen. Oliver Bär wünschte sich, dass möglichst viele der Absolventen in der Region bleiben.

Bei der Entlassfeier der Beruflichen Schulen Ahornberg wurden die Klassenbesten und Staatspreisgewinner ausgezeichnet (von links): Bürgermeister Matthias Döhla, Jessica Söllner, Sellou Bah, Jessica Strehlow, Schulleiterin Monika Nestvogel, Julia Pöhlmann, Lea Thees, Laura Rüpplein, Landrat Dr. Oliver Bär undPfarrerin Dr. Andrea Schmolke. Foto: Engel

Bürgermeister Matthias Döhla verglich in zwei überspitzten Szenarien den gesellschaftlichen Wandel und schulischen Alltag von vor 40 Jahren – so lange dauert mindestens das Arbeitsleben der Absolventen – mit der heutigen Zeit. 1979 hat man als Junge sein Taschenmesser mit in die Schule gebracht, Lehrer und Mitschüler hatten ihre eigenen gezückt und die Funktionen verglichen. Käme heute jemand mit dem Taschenmesser in die Schule, müsse die Polizei anrücken, der Schüler käme womöglich in die Psychiatrie. Früher warfen Jungs Feuerwerkskörper in einen Ameisenhaufen, heu- te würden dazu Tierschutzverein, Kripo und Jugendamt gerufen. Mit diesen Beispielen wollte der Bürgermeister – wenn auch etwas übertrieben – aufzeigen, wie sehr sich der Alltag in 40 Jahren verändern kann. Auch in den kommen- den 40 Jahren wird es Veränderungen geben. Der Bürgermeister ermutigte die Absolventen, dass sie niemals das Lernen aufgeben, immer am Ball bleiben und an unserer Gesellschaft mitarbeiten.

Helmut Engel:
In: Frankenpost, Münchberg, Naila und Umgebung, 23.07.2019, S. 13